RS-R 071 bis 080, Ganze Seiten — Roter Hefter, Wallfahrtsmoschee in Mazar-e Sharif – Seiten 12–13

• R. Stuckert (1994): Erinnerungen an Afghanistan, S. 37: „Mazar-e Sharif hat zwei eindrucksvolle Bauten: die Grabmoschee und den gedeckten Bazar. Das Heiligtum liegt in einem von Maulbeerbäumen umgebenen weiten Hof mit vier Torbauten. Früher erhob sich vor dem Südtor ein grosser Kuppelbau, der nun zerfällt, dessen untere Teile aber noch immer Keramikfelder in wunderbaren Farben und Musterungen zeigen. Die Hauptfarbe des Heiligtums ist türkis-blau; es hebt sich wie ein Schmuckkasten von dem mit ocker-gelb-roten Tonplatten belegten Innenhof ab. Das Gebäude wirkt jedoch irgendwie massstabslos mit nur wenigen Öffnungen, Nischen, Fenstern, Türen. Die feingliedrige Ornamentik der Fliesen überzieht den ganzen Bau wie eine farbige Ziselierung. Die Kuppelgewölbe über den Nischen sind teilweise mit Blumenornamenten ausgemalt. Der Kontrast zwischen der kaltfarbenen, glasierten Keramik und den warmen Kalkfarben ist von einer schwer zu bestimmenden Wirkung: vielleicht wie der Blick in ein Buch oder die gefasste Süsse eines mittelalterlichen Freskos. Sonst ist alles in Keramik gekleidet: die Kuppeln, Minarette, Eckpfeiler, Wände und Sockel. Die Muster sind meist geometrisch, in Felder gerahmt, eigenwillig dekorativ unterteilt, selten jedoch architektonisch aufgefasst. Neuere Platten erkennt man an einer grösseren Helligkeit, es fehlt ihnen der tief schmelzende Farbton. So sind auch die Muster einfacher, weniger phantasievoll und härter. Auch die vier Eingangspforten tragen Keramikverkleidungen. Das Tor, die Schwelle zum Hof der Gläubigen, ist wirkungsvoll markiert. Der fast attrappenartige Baukörper erhält durch die Tornischen sein plastisches Aussehen. Die Auskerbungen bringen die Baumassen zur Geltung.“

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