RS 005 bis 007 — Afghanische Mitarbeiter von Rudolf Stuckert

• R. Stuckert (1994): Erinnerungen an Afghanistan, S. 3: "Inzwischen habe ich meine Arbeit im Königlichen Afghanischen Arbeitsministerium in der Hochbauabteilung unter Herrn Schröter aufgenommen. Ausser wenigen im Ausland ausgebildeten Afghanen und einigen Indern sind wir Ingenieure und Architekten alles Europäer. Die Afghanen arbeiten als Zeichner und als Schreiber in der Administration. […] Schwierigkeiten entstehen oft aus der Zusammenarbeit mit den Afghanen. Ihr Denken verläuft anders als das unsrige. Sie sind impulsiv, mit geringem Durchhaltewillen und oft traumbefangen. Mit Erklären und unserer Logik erreicht man herzlich wenig. Ausserdem will der Afghane nicht sein Gesicht verlieren: er ist der Herr und wir seine Untergebenen, seine Angestellten. So ist unsere Arbeit oft weniger ertragreich als bei der aufgewendeten Mühe zu erwarten wäre. Hinzu kommen die Erschwernisse einer grossen Bürokratie, die uns durch Sprache und Schrift verborgen bleibt."; S. 3-4: "[…] Ein besonderes Problem ist das des technischen Nachwuchses unter den Afghanen. In Kabul besteht zwar eine Kunstschule, der auch eine Architekturabteilung angegliedert ist. Wir haben eine Anzahl von Zeichnern, die diese Schule mit guten Zeugnissen verliessen. Ein gewisses zeichnerisches Geschick könnte gut zu einem sauberen, handwerklichen Können gefördert werden. Doch sind die meisten Zeichner ohne Initiative […] Dabei sind sie überaus empfindlich, und wir haben nicht das Recht, sie richtig in die Finger zu nehmen. Wir sind eben die Ungläubigen, und der Rechtgläubige steht über dem Heiden, gleichgültig, wie man sich verhält. Dadurch wird die Arbeit für uns belastend, weil wir nicht nur projektieren können, sondern auch alle weiteren Ausführungspläne anzufertigen haben. Die Idee der Arbeitsaufteilung ist den Afghanen eher fremd, zudem hoffen sie, die fremden Fachleute bald durch eigene Kräfte ersetzen zu können."

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